Eine Reise nach Ninh Binh - Teil 2
Alte Pagoden, eine Bärenauffangstation und ein Ausflug in den Dschungel
Nach einer erholsamen Nacht und einem guten Frühstück mit Pho Ga (Hühnernudelsuppe),
sowie verschiedenen anderen Köstlichkeiten in unserem Hotel „Le Clos du Fil“ in der Stadt Ninh Binh,
machten wir uns auf den Weg zum nächsten High Light.
Diesmal besichtigten wir die Bich Dong Pagode, die 1428 als kleine Pagode unter der Le Dynastie,
in den Ngu Nhac Berg gebaut wurde.
1705 entdeckten zwei buddhistische Mönche diese kleine Pagode und rekonstruierten sie in drei Stufen.
Die Untere ist die Ha Pagode, die Mittlere Trung Pagode und die Höchste die Thuong Pagode.
Alle drei Pagodendächer sind geschmückt mit nach oben gebogenen Ecken, die den Schwanz des Phoenix
symbolisieren.
Die Ha Pagode ist zum Teil aus Eisenholz gebaut und hat zusätzlich in ihrem Inneren eine 4 Meter hohe
monolithische Steinsäule, sowie einen mit Blumen, Räucherstäbchen und Kerzen geschmückten Altar
auf dem Buddha verehrt wird.
Die drei Pagoden sind über insgesamt 192 Stufen zu erreichen.
Nach 120 Stufen und brennenden Muskeln erreicht man die bunt verzierte Trung Pagode mit ihren
traditionellen Dachziegeln und Mauern, geschmückt mit chinesischen Zeichen,
sowie einem mysteriösen hinteren Teil, der in den Berg gebaut ist.
Nach weiteren 40 hohen Steinstufen hinter der Pagode gelangt man in die faszinierende 350 Meter lange
und ca. 6 bis 15 Meter breite Xuyen Thuy Höhle.
Am Höhlenausgang stößt man auf einen Schrein mit 3 Buddha Statuen.
Die kleine Statue links verkörpert die Vergangenheit (unveränderlich),
die große mittlere Statue steht für die Gegenwart und die kleine Statue rechts verweist auf die
unbekannte Zukunft die wir selbst beeinflussen können bei gutem Verhalten im Leben.
Interessante Philosophie…..
Beim Austritt aus der Höhle schweift der Blick über eine wunderschöne Landschaft mit steilen Hügeln
und dem Fluss tief unten im Tal.
Die Thuong Pagode liegt nach weiteren 32 steilen Felsstufen an der höchsten Stelle und ist Bodhisattva
gewidmet.
Das Wasserbecken Cam Lo neben der Pagode soll heilende Kräfte haben, glaubt man.
Mich hat eine Verschnaufpause und das herrliche Panorama wieder gestärkt nach dem anstrengenden
Aufstieg zu den Pagoden und natürlich für den mit größter Vorsicht zu bewältigenden Abstieg
über die ca. 192 unebenen und manchmal steilen und rutschigen Felsstufen.
Erschöpft und dankbar für dieses schöne Erlebnis freuten wir uns auf die nächsten Abenteuer.
Weiter ging es nun zu einer Bärenauffangstation, wo traumatisierte und leidende Bären,
die aus kriminellen Händen gerettet wurden, wieder ein angenehmes Leben führen können.
Diesen Bären wurden von kriminellen Händlern bei lebendigem Leib und unter unsäglichen Schmerzen
Gallensäfte entnommen, um sie an chinesische Händler als Heilmedizin zu verkaufen.
Einem Bären fehlten sogar die vorderen Pranken.
Diese wurden verkauft um Suppe daraus zu kochen, wurde uns berichtet.
Wie fürchterlich!
Kein Tier verhält sich so grausam wie einige Menschen es vermögen.
Wie beruhigend, dass es diesen Bären nun wieder gut geht unter der Fürsorge tierliebender Menschen.
Wir bestiegen etwas nachdenklich unseren Kleinbus und fuhren zum Cuc Phuong National Park,
dem ältesten und größten National Park in Vietnam.
Er erstreckt sich über 25.000 ha und drei Provinzen mit unterschiedlicher Flora und Fauna und
über 2000 Pflanzenarten und 2600 Tierarten inklusive 2000 Insektenarten und alten Regenwäldern.
In den Regenwäldern lebten vor 7000 – 12000 Jahren prähistorische Menschen.
Bananenstauden im Dschungel verrieten uns auf dem Weg zum Bong Center, dass hier noch vor nicht
allzu langer Zeit auch Menschen lebten, die man umsiedelte.
Im Bong Center angekommen wurden wir zum Mittagessen wieder mit traditionellem Essen verwöhnt.
Es gab frittierte kleine Frühlingsrollen, gebackenen Fisch, Hühnchen und Rindfleischspießchen,
gedünsteten Kohl und mir unbekanntes Gemüse.
Gut gestärkt machten wir uns auf unsere Expedition in den Regenwald.
Der Pfad erstreckte sich über ca. sechs Kilometer und wir stapften über Wurzeln,
Steine und moderndes Laub, immer auf der Hut nicht auf eine Schlange oder sonstiges Getier zu treten.
Wir lauschten den Vögeln, die wir jedoch nicht zu Gesicht bekamen, schauten ins Geäst der Bäume,
um vielleicht doch noch etwas zu entdecken.
Und siehe da, wir erspähten eine kleine Agame, die sich bereitwillig fotografieren ließ,
als meine Tochter sie vom Ast gepflückt hatte.
Mich hat dann irgendwann ein Blutegel am Bein erwischt.
Ich hatte es erst bemerkt nachdem uns der Guide auf Blutegel aufmerksam gemacht hatte.
Als ich nachschaute, ob sich eine in meine Hose verirrt hatte, fiel das vollgesaugte Biest seitlich
in meinen Schuh.
Mein Bein und meine Hose waren blutig und das Blut sickerte immer noch aus der Wunde.
Unser Guide reinigte die Wunde mit Jod und legte ein Pflaster auf.
Eine Blutvergiftung hatte ich nicht zu befürchten.
Ein Dschungelabenteuer ging nun ohne Probleme zu Ende und wir machten uns auf den Weg
zum Primaten Rettungs-Zentrum, welches auch unter anderem vom Leipziger Zoo unterstützt wird.
Dort werden vom aussterben bedrohte Affen, wie Languren, Gibbons, Makaken und Loris, geschützt.
Ein lehrreicher und abenteuerlicher Tag neigte sich dem Ende zu und wir fuhren nachdenklich über
das Erlebte zurück nach Ninh Binh.
Unser Guide Tuh hatte uns zum Abschluss zum Abendessen bei sich und seiner Familie zu Hause eingeladen.
Wir durften mithelfen die Frühlingsrollen zuzubereiten und zuschauen,
wie Thu und seine Frau vietnamesische Speisen zubereiten.
Es war eine große Ehre für uns, da unüblich, als Tourist privat bei einer vietnamesischen Familie eingeladen zu sein. Thu nannte sein Haus unser zweites Zuhause. Wir haben wohl alles richtig gemacht.
Im Gespräch erzählte ich, dass ich auf dem Markt keinen Sternanis finden konnte,
den ich gerne mit nach Hause nehmen wollte.
Am nächsten Morgen, als wir für die Heimfahrt nach Hanoi abgeholt wurden,
überreichte mir der Fahrer eine Tüte gefüllt mit Sternanis, Zimtstangen und Kardamom mit lieben
Grüßen von Tuh unserem Guide.
Alles Zutaten für eine köstliche vietnamesische Pho Ga (Hühnernudelsuppe).
Ich war zutiefst berührt von so viel Aufmerksamkeit und Gastfreundschaft, die wir in Vietnam erleben
durften.
Leider konnte ich mich nicht persönlich bei ihm bedanken, da er sich wieder um die nächste
Touristengruppe kümmern musste.
Ich hoffe, dass unser Fahrer meinen Dank an ihn ausgerichtet hat.
Mein Dank geht auch an meine Familie in Hanoi, die mir dieses Erlebnis ermöglichte.
Text & Fotos: Roswitha Banning